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Konditionsaufbau und Krafttraining für Pferd und Reiter

Aktualisiert: 26. Apr.

Bei der Konditionssteigerung geht es nicht immer nur um Sportpferde. Jedes Pferd, egal ob Freizeit- oder Sportpferd, benötigt für jede Disziplin eine entsprechende Grundkondition, die dann je nach Leistungsniveau gesteigert wird. Je individueller wir beim Training auf unser Pferd und seine Stärken eingehen, desto besser. Manche Pferde sind geborene Sprinter und Kraftpakete, anderen liegt eher die lange Distanz.

Text & Fotos: Sabrina Gujer

Ob ein Pferd besonders gut fürs Springen , in der Dressur , Reining oder im Distanzsport erfolgreich sein wird, lässt sich durchs Training bedingt steuern. Denn Muskeln, die speziell für die Ausdauer taugen, sind anders gestrickt als Muskeln für Schnellkraft. Welche Fasern im Pferd besonders ausgeprägt sind, ist in der Zucht verankert. Ausdauertypen wie Araber haben viele rote Muskelfasern, die ihre Energie aus Sauerstoff gewinnen. Sie kontrahieren und ermüden langsam. Sprinter wie zum Beispiel die Quarter Horses haben viele weiße Muskelfasern, die für Tempo sorgen, aber wieder rasch erschlaffen.

Der Pferdeorganismus kann sich bis zu einem bestimmten Grad an Belastungen anpassen. Eine Trainingsstunde mit einer halben Stunde Schritt, 20 Minuten Trab und 10 Minuten Galopp sollte jedes Pferd packen. Wichtig ist der Wechsel zwischen Belastung und Erholung (Intervalltraining). Eine Reiningprüfung dauert gut 5 Minuten, Springprüfungen in der Regel knapp eine Minute und auch Dressurprüfungen dauern kaum mehr als zehn Minuten. Länger sollte daher auch die Belastungsphase im Training nicht dauern, denn ist das Pferd müde, bringt trainieren nichts.

Wichtig zu wissen:

Von Natur aus ist der Körper und somit der Rücken des Pferdes nicht dafür ausgelegt, einen Reiter zu tragen. Wenn die Rückenmuskulatur zu schwach ist, kann ein Pferd schnell unter Verspannungen und Schmerzen leiden. Daher ist ein langsames und effizientes Rückentraining entscheidend für den weiteren Trainings- und Erfolgsverlauf. Das Training sollte dem Körper des Pferds und der geforderten Leistung anpasst werden, ohne das Pferd physisch oder psychisch zu überfordern. Das Leistungsniveau wächst durch regelmäßige Wiederholungen und langsames Steigern der Belastung.

Zum verspäteten Saisonstart fit sein!

Genau jetzt ist die richtige Zeit, um an Muskel- und Konditionsaufbau zu denken. In sechs bis acht Wochen lässt sich so einiges für den Muskelaufbau beim Pferd bewirken! Doch wie baut man ein Konditionstraining auf?

Wie lange dauert das Auftrainieren?

Beginnt man von Null, vielleicht durch eine “richtige“ Winterpause oder durch Krankheit bedingt, muss mehr Zeit für den Muskelaufbau beim Pferd eingeplant werden. Sportreiter rechnen bei ihren Pferden nach einer Zwangspause mit acht bis zwölf Wochen, bis sie wieder im vorherigen Trainingszustand sind. Anfangs ist geradeaus reiten im Schritt die wichtigste Gangart für den Muskelaufbau. Trab und Galopp kommen erst etwas später dazu. Das wird dann ebenfalls langsam aufgebaut und gesteigert. Ein Beispiel dafür: erst fünf Minuten Trab, dann kontinuierlich immer etwas mehr verlangen.

Bereits nach 14 Tagen Training sind Herz und Kreislauf einer neuen Leistung gewachsen. Doch das würde Muskeln, Knochen und Sehnen überlasten. Muskeln passen sich erst nach zwei bis vier Wochen an, Knochen und Sehnen brauchen drei bis vier Monate.

Das Herz kann also viel schneller mehr leisten als der Rest des Pferdekörpers verträgt.

Besonders Distanzpferde brauchen eine gute Ausdauer. Diese baut man aber auf keinen Fall durch temporeiche Galopparbeit auf. Beim Konditionstraining liegt vielmehr in der Ruhe die Kraft.

Einem durchschnittlichen Freizeitpferd reicht dazu ein einstündiger Ausritt, bei dem das Pferd überwiegend Schritt geht. Dieses Training schont den Bewegungsapparat und trainiert vor allem das Herz-Kreislauf-System. Eine Grundausdauer kann jedes Pferd trainieren, auch wenn es als Sprinter, wie es zum Beispiel die Quarter Horses sind, geboren ist.

Was füttern für Muskelaufbau beim Pferd?

Die Kondition kann durch die richtige Ernährung und ein auf das Pferd ausgerichtetes Training gesteigert werden. Dafür benötigt es vor allem Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen. Viele gehen davon aus, dass ein Pferd von Natur aus ein starkes, muskulöses und ausdauerndes Tier ist. Dabei wird die Kondition vor allem durch Ernährung und Bewegung beeinflusst.

Wenn die Kondition des Pferdes gesteigert werden soll, dann gibt es zwei Schlüsselfaktoren, die wir beeinflussen können: die richtige Ernährung in Kombination mit einem auf das Pferd abgestimmten Training.

Fehler in der Fütterung können das Pferd belasten, anstatt es in seiner Leistung zu unterstützen.

Einige Pferdebesitzer gehen davon aus, dass durch eine gesteigerte Energieaufnahme auch die Kondition automatisch gesteigert werden kann. Aber so einfach ist es leider nicht. Wenn lediglich der Fett- oder Kohlenhydratanteil einer Futterration erhöht wird, steigt zwar der Energieanteil, es kann aber zu einem Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und Energieverbrauch kommen. Die Folge können Fettablagerungen sein. Es kommt also auf das richtige Nährstoffverhältnis, die Eigenschaften des jeweiligen Pferdes und dem Energieverbrauch an.

Die Fütterung des Pferdes zur Steigerung seiner Kondition ist eine komplexe Angelegenheit, und es gibt einige Faktoren, die berücksichtigt werden müssen:

  1. Energieaufnahme

  2. Energieverbrauch

  3. Proteine zum Muskelaufbau

  4. Kohlenhydrataufnahme

  5. Fettaufnahme

  6. Mineralien

  7. Spurenelemente

  8. Vitamine

Damit die Kondition gesteigert werden kann, müssen Nährstoffe in ausgeglichenem Verhältnis zugeführt werden. Mit dem richtigen Trainingsplan können die Nährstoffe vom Pferd dann auch ideal genutzt werden: Aminosäuren bilden die Grundlage für Proteine, die maßgeblich am Muskelaufbau beteiligt sind. Kohlenhydrate dienen der schnellverfügbaren Energie und die Fette werden eingelagert und als langsam verfügbare Energie wieder freigesetzt. Dadurch hat das Pferd einen ausgeglichenen Energiehaushalt, um sein biochemisches System aufrechtzuerhalten.

Gerade beim Thema „Konditionssteigerung“ oder auch „Konditionserhalt“ ist es wichtig, genau über den Verdauungstrakt von Pferden informiert zu sein, so dass man weiss, wie Pferde welche Nährstoffe nutzen können. Das Geheimnis einer gesunden Ernährung ist in erster Linie eine gute Raufütterung. Aus natürlichem raufaserreichem Futter kann ein Pferd am besten Energie beziehen, um seine Kondition optimal durch die Ernährung zu verbessern. Die Basis einer guten Raufütterung bildet Heu in ausreichender Menge und Qualität. Das gilt sowohl bei Freizeit- wie auch bei Sportpferden.

Laut Futterexperten sollte man mindestens 1,5 Kilogramm Raufutter pro 100 Kilogramm Pferd rechnen. Häufig wird zu viel Kraftfutter gefüttert. Die Energie von einem Kilo Hafer reicht für zwei Stunden Schritt reiten, eine halbe Stunde Trab oder eine Viertelstunde Galopp.

Um ein Gefühl für die Menge zu bekommen kann es hilfreich sein, wenn das Kraftfutter gewogen wird. Man sollte mit maximal 300 Gramm pro 100 Kilo Pferd und Mahlzeit rechnen.

Beispiel: Ein 500 Kilo-Pferd braucht im normalen Ernährungszustand bei täglich einer Stunde Bewegung 7,5 Kilo Heu und 1 bis 1,5 Kilo Kraftfutter, aufgeteilt auf zwei bis drei Mahlzeiten.

Beeinflusst die Haltung die Kondition?

Auch die Haltungsbedingungen können die Kondition des Pferdes beeinflussen. Wird ein Pferd in Offenstallhaltung mit täglich ausreichendem Weidegang gehalten, so wird es automatisch schon eine bessere Grundkondition haben als Pferde in reiner Boxenhaltung. Der Grund dafür ist ganz einfach: Pferde beschäftigen sich von Natur aus bis zu 16 Stunden täglich mit der Nahrungsaufnahme. Dabei sind sie ständig in Bewegung und legen somit auch auf der Weide täglich mehrere Kilometer zurück.

Wie baut man Pferdemuskeln auf?

Nur mit der Forderung nach „mehr“ bauen sich Muskeln auf. Vorstellen kann man sich Muskeln als kleine Kraftwerke, in denen viele biochemische Prozesse ablaufen. Damit im Training die Muskeln kräftig wachsen, brauchen sie Sauerstoff und Entspannung. Muskeln besitzen viele wichtige Eigenschaften. Sie halten den Körper zusammen, schützen die Organe, bewegen einzelne Körperteile und produzieren sogar Wärme.

Um einen Reiter ohne Schaden tragen zu können, brauchen Pferde vor allem Muskeln an Rücken, Hinterhand, Bauch und Oberhals.

Muskulaturaufbau bedeutet, dass die Muskelzellen wachsen – und nicht stagnieren oder gar schrumpfen. Durch die Kombination von Training und Pause während einer konstanten Reihenfolge und der passenden Fütterung kann ein guter Muskelaufbau beim Pferd erreicht werden.

Muskel ziehen sich zusammen und entspannen sich wieder, wenn sie arbeiten. Krafttraining signalisiert dem Muskel, dass er mehr Gewicht bewegen und für mehr Muskelfasern sorgen muss. Übergänge in die langsamere Gangart stärken die Muskulatur in der Hinterhand, weil diese das Gewicht bremsen muss. Wichtig dabei ist zu beachten, dass das Pferd dabei nicht auf die Vorhand fällt und dann die gesamte Schulterpartie belastet. Auch Übergänge innerhalb der Gangart (Tempo verstärken und verlangsamen) stärken die Hinterhand. Je nach Ausbildungsstand und Vorlieben eignen sich auch Seitengänge als Übungen, die Kraft erfordern.

Die korrekte Versammlung ist die extremste Form von Krafttraining fürs Pferd. Eine Galopp-Pirouette oder auch der Spin ist reinstes Bodybuilding und spricht die schnellzuckenden weißen Muskelfasern an – zuständig für Kraft. Wird der Muskel auf Ausdauer trainiert, mehren sich die roten Muskelfasern. Sie haben deutlich weniger Masse. Deshalb sehen Distanzpferde ebenso hager aus wie Marathonläufer.

Was ist Muskelkater?

Früher gingen Sportmediziner davon aus, dass Muskelkater (von Katarrh) durch Übersäuerung (Laktate) der Muskeln entsteht. Diese Hypothese wurde unter anderem widerlegt, weil Laktat nur eine Halbwertszeit von 20 Minuten hat, Muskelkater aber erst nach mehreren Stunden auftritt. Heute gehen Mediziner davon aus, dass er durch Überlastung im Muskelgewebe (Mikrotraumata) entsteht.

Das A und O im Training ist es das Pferd nicht zu überfordern. Denn wird ein Muskel überfordert oder verletzt, führt das zu Verhärtungen. Je nach Verhärtung tut das nicht nur weh, sondern es schränkt die Beweglichkeit des Muskels ein. Geht das Pferd deswegen in einer Schonhaltung, werden andere Muskeln, Sehnen oder Bänder überlastet. Wenn einem Pferd die Muskeln wehtun, arbeitet es weniger motiviert mit. Nimmt das Pferd als Resultat der Arbeit Schmerzen wahr, wird es versuchen, sich zu entziehen. Daher ist es ratsam, sein Pferd regelmäßig von einem erfahrenen Physiotherapeuten und/oder Chiropraktiker durchchecken zu lassen.

Durch die Steigerung der Kondition erhöht sich die Muskelmasse und die Körperform des Pferdes kann sich verändern. Durch die möglichen Veränderungen ist es wahrscheinlich, dass der Sattel nicht mehr korrekt sitzt. Deshalb ist es ratsam den Sattel regelmässig von einer Fachperson kontrollieren zu lassen.

Vielseitigkeitsreiter trainieren heute in kürzeren Intervallen als früher. Noch vor einigen Jahren waren die Strecken in Geländeprüfungen zwischen drei und fünf Minuten länger. Heute dauern die schwersten Geländeprüfungen 10,5 bis 11 Minuten, in denen das Pferd durchgaloppiert. Im Training galoppieren die Reiter nie die volle Zeit: zwei bis drei Minuten reichen, dann wird pausiert. Das bringt nicht nur Ausdauer, sondern auch Kraft und Schnelligkeit.

Die Nüstern im Auge behalten:

Wichtig fürs Training: Achtet auf die Atmung. Tiefe Atemzüge bestimmen die Sauerstoffzufuhr und ermöglichen den Stoffwechsel. Um das zu überprüfen, reicht ein Blick zu den Nüstern. Sind sie die ganze Zeit aufgebläht? Dann hapert es noch an der Kondition. Nach Belastung sollte sich die Atmung schnell wieder normalisieren. Das gilt auch für den Puls. Bei gut trainierten Pferden dauert es nur ein bis zwei Minuten, bis er wieder unten ist.

Erst länger, dann schneller!

Geht es um Kondition, dann sind die Muskeltypen gefragt, die für Langzeitarbeit genutzt werden. Nicht diejenigen, die für die Kraft zuständig sind. Für Kraft oder Durchhaltevermögen, also Kondition, sind tatsächlich unterschiedliche Muskelfasertypen zuständig. Je nach Ziel muss der Reiter daher auch unterschiedlich arbeiten.

Ein Beispiel: Das Freizeitpferd, das im Winter eher mäßig trainiert wird, soll wieder auf längere Ausritte vorbereitet werden. Grundregel hier ist: Erst die Zeit, dann erst das Tempo erhöhen! Viel Schritt reiten, denn das gibt Kondition.

Ein anderes Beispiel: Das Dressurturnierpferd, das im Winter zwar regelmäßig, aber mit eher wenig intensiven Trainings geritten wurde. Ziel ist die nächste Saison, und es soll wieder mehr Konstanz und Kraft aufgebaut werden. Hier geht es um die Muskeln, die eher für Kraft zuständig sind. Viele Übergänge reiten zwischen den Gangarten und je nach Ausbildungsstand bieten sich Seitengänge als Beispiel für Übungen, die Kraft erfordern.

Die Rückenmuskulatur und Bauchmuskulatur des Pferdes trainieren

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist es die Rückenmuskulatur des Pferdes aufzubauen. Tatsächlich müssen dafür einige Muskelgruppen zusammenarbeiten, nicht nur ein bestimmter Muskel soll besonders gestärkt werden.

Gerne wird beim Thema Rückenmuskulatur vergessen, dass die Bauchmuskulatur als Gegenspieler für die Rückenmuskulatur sehr wichtig ist. Die Bauchmuskulatur kann zum Beispiel durch Seitengänge sehr gut trainiert werden. Ausserdem bietet das Gelände eine weitere tolle Trainingsoption an. Draußen galoppieren hilft, um die Bauchmuskulatur des Pferdes zu aktivieren. Doch auch in den anderen Gangarten lässt sich im Gelände prima arbeiten. Wer Hügel oder kleinere Berge im Ausreitgelände hat, kann noch viel mehr für den Körper des Pferdes tun. Das Auf und Ab im Gelände nutzen, um Schubkraft und Hinterhandaktivität zu verbessern.

Was der Reiter für seine eigene Fitness tun kann

Wenn wir Reiter möchten, dass unser Pferd in den nächsten Wochen fit wird, dann können wir das ganz stark durch unsere eigene Fitness fördern – oder behindern. Neben dem Bewegungsgefühl ist Körperbeherrschung das Mittel, um besser zu reiten. Ein Reiter brauchen für seine Körperbeherrschung weit mehr Körperspannung, als die meisten glauben! Es lohnt sich, dem Aufmerksamkeit zu schenken. Je besser der Reiter seine eigene Fitness und Balance trainiert, umso besser kann er den Pferdebewegungen folgen und sein Pferd dabei unterstützen.

Unbeschwert & gesund in die Winterpause

Nicht jeder Reiter hat in der kalten Jahreszeit eine Reithalle zur Verfügung – und nicht jeder ist ein Fan von Regenritten im Dunkeln.

So gehen Jahr für Jahr diverse Pferde in die wohlverdiente Winterpause. Vor der Pause steht allerdings ein wichtiges Training an: Das Abtrainieren im Herbst ist ebenso wie das Antrainieren im Frühjahr ein wichtiger Bestandteil eines pferdegerechten und gesunderhaltenden Trainingsplans.

Warum im Frühjahr antrainiert werden muss, liegt auf der Hand: Während der Winterpause wurde nach und nach Muskulatur abgebaut, und auch Sehnen und Bänder sind nach einer Trainingspause nicht sofort wieder voll belastbar. Weniger bekannt ist, dass es ebenfalls wichtig ist, vor einer Trainingspause entsprechend abzutrainieren.

Deshalb wird abtrainiert

Bei intensivem Training können sich die Spannungszustände der Muskulatur ändern. Deshalb ist es wichtig, die Muskeln auch beim Übergang in die Trainingspause weiterhin moderat zu dehnen, um schmerzhafte Verspannungen zu vermeiden.

Bei einem gut trainierten Organismus verringert sich die Herzfrequenz, das Herz wird, vereinfacht gesagt, größer und kann mit einem Schlag mehr Blut pumpen. Falls nun das Training abrupt wegfällt, kann diese plötzliche Unterforderung des Herzens und die nachfolgende Rückbildung des Herzmuskels auf Normalmasse eventuell gesundheitliche Probleme (Herz-Kreislauf-Probleme) nach sich ziehen.

Generell passt sich der Organismus des Sportlers (zwei- oder vierbeinig) an die Belastung an. Das betrifft beispielsweise auch Stoffwechselprozesse oder das Atmungssystem. Ein abrupter Abbruch des Trainings kann zu einem akuten Entlastungssyndrom führen. Mögliche Symptome beim Menschen sind unter anderem Kopfschmerzen, Mattigkeit, Herzbeschwerden, Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen.

Zu bedenken ist darüber hinaus auch unbedingt die Ernährung: Wenn weniger Leistung erbracht wird, werden auch weniger Kalorien benötigt. Eine schrittweise Fütterungsanpassung beim Pferd ist deshalb ebenfalls angezeigt.

Diese Aspekte betreffen jedoch in erster Linie echte Hochleistungssportler. Ein Freizeitpferd ist, ebenso wie der menschliche Freizeitsportler, kaum davon betroffen. Hier kann normalerweise auch abrupt das Training gestoppt werden, ohne dass gesundheitliche Konsequenzen zu befürchten sind. Dennoch spielt für Pferde ebenso wie für Menschen noch ein weiterer Faktor eine entscheidende Rolle: Nicht nur der Körper, auch die Psyche leidet, wenn eine wichtige Aufgabe von heute auf morgen plötzlich wegfällt.

Das ist nicht allein ein rein menschliches Problem. Pferde, die gewohnt sind, täglich gearbeitet zu werden und möglicherweise am Wochenende regelmäßig an Events teilnehmen – gleichgültig, ob Turnier oder kurzer Wanderritt –, wirken oft regelrecht verloren, wenn sie plötzlich ohne Beschäftigung auf der Weide stehen. Vor allem dieser psychische Aspekt sollte auch für den Freizeitreiter Anlass sein, sein Pferd bewusst abzutrainieren, bevor es in die Winterpause geht: So kommt neben dem Körper auch die Psyche nach und nach zur Ruhe, passt sich an die veränderten Bedingungen an und kann die Pause nutzen, um zu entspannen und neue Kraft zu tanken. Davon profitieren Pferd und Reiter gleichermassen.

So wird abtrainiert

Um sinnvoll abtrainieren zu können, sollte der Reiter einen Trainingsplan erstellen. Dieser hält zunächst den Ist-Wert fest: Wie oft und wie intensiv wurde während der Saison trainiert? Dieser Ist-Wert ist die Ausgangsbasis fürs „Abtrainieren“.

Nach und nach wird nun reduziert: Statt sieben Tagen in der Woche wird nun beispielsweise nur noch an fünf Tagen trainiert, bevor dies nach wenigen Wochen weiter reduziert wird. Einzelne, immer wieder eingeplante Ruhetage helfen dabei, das Pferd auf die kommende Pause vorzubereiten.

Doch nicht nur die Häufigkeit des Trainings ändert sich. Wird während der Saison beispielsweise jeweils 60 Minuten lang trainiert, so wird jetzt nach und nach auch die Trainingsdauer zurückgefahren. Schon 20 Minuten leichte Arbeit können verhindern, dass Pferd und Reiter in ein „Nach-Saison-Loch“ fallen, wie das bei einem zu plötzlichen Übergang in die Trainingspause geschehen kann. Wichtig ist auch zu beachten, dass die Art der täglichen Arbeit umgestellt wird. Es geht jetzt nicht mehr um Höchstleistungen: Der Reiner verabschiedet sich von den rasanten Stops und Spins – vielmehr steht nun leichte, lösende Arbeit auf dem Programm. Denn jetzt steht die Zufriedenheit von Pferd und Reiter im Vordergrund.

Unverzichtbar: Das Gelände

Ideal für einen gelungenen Saisonabschluss eignen sich entspannte, ruhige Ausritte. Noch einmal die Seele baumeln lassen, sich von Leistungsdruck und Hektik bewusst verabschieden – das geht nirgends besser als in der Natur. Lange Schrittstrecken sind perfekt geeignet für das Abtrainieren des Pferdes, auch wenn natürlich nach wie vor kleinere Trab- und Galoppeinheiten in den Ausritt integriert werden können.

Nach einigen Wochen kann die Winterpause dann kommen. Zwei Dinge sind noch zu beachten: Auch in der reitfreien Zeit ist es wichtig, sich aktiv und täglich um sein Pferd zu kümmern – das vertieft die Beziehung, stärkt das Vertrauen und erhält so die Basis des gemeinsamen Miteinanders. Und: Der Winter ist eine ideale Zeit, um die vergangene Saison zu reflektieren, neue Ziele abzustecken und sich theoretisch weiterzubilden. Dann steigt schon bald die Vorfreude auf die nächste grüne Saison!

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