Sie knackte als erste Europäerin die Million-Dollar-Marke. Im Interview gibt uns Cira Baeck Einblicke in ihre Showkarriere, verrät uns ihr Erfolgsrezept und berichtet, wie sie ihre Pferde trainiert damit sie motiviert bleiben und auf was man beim Kauf eines Reiners achten sollte.
Die Familie Baeck ist Inhaber der Eifel Gold Ranch in Belgien, die u.a. NRHA Germany Leading Breeder war. Cira verdiente sich ihr erstes Preisgeld 2002 als Non Pro und wechselte 2011 ins Open Lager. Mit Whizasunnysailor BB, der von der Eifel Gold gezüchtet wurde, gelang Cira der Durchbruch unter den Top Reitern.
Foto: Andrea Bonaga
Was ist dein Erfolgsrezept für eine erfolgreiche Showkarriere? Das wichtigste ist, dass man nie das Vertrauen in sich verliert und man muss sehr viel Geduld haben. Bei der Arbeit mit den Pferden braucht man unheimlich viel Geduld, denn man trainiert fast jeden Tag das Gleiche. Durch die tägliche Repetition hat man am Ende des Jahres ein ausgebildetes Pferd. Fortschritte kann man nicht immer von Woche zu Woche wahrnehmen. Bei jungen Pferden sieht man ganz schnell die Trainingsfortschritte. Wenn die Pferde dann älter werden, sind das dann kleinere Schritte, die man dann nicht mehr so deutlich spürt. Doch am Ende des Jahres sind Pferde weiter ausgebildet. Für mich ist es wichtig, dass man bei der Ausbildung viel Geduld haben muss. Für junge Trainer, die am Anfang ihrer Karriere stehen ist es wichtig, dass sie sich einen Trainer aussuchen, dessen Trainingsprogramm ihnen gefällt. Es sollte ihnen gefallen, wie die Pferde dort ausgebildet und geshowt werden. Ein angehender Trainer sollte dann vier bis fünf Jahre dort bleibt. Was aus meiner Sicht viele junge Trainer falsch machen, ist, dass sie am Anfang ihrer Karriere zu viel und zu schnell den Trainer wechseln. Am Ende haben sie vier oder fünf Jahre gearbeitet, aber kein Trainingsprogramm ausführlich gelernt. Als junger Trainer braucht man ein fundiertes Trainingsprogramm. Danach kann man von anderen Trainern noch das eine oder andere für sich rausnehmen was man gut findet, oder einem besser liegt. Nur so kann man sich sein eigenes Programm formen. In all den Jahren in denen ich Assistenz-Trainier beschäftigte zeigte mir meine Erfahrung, dass wenn sie vier bis fünf Jahre bei einem Trainier gearbeitet haben den Job richtig lernen konnten. Im ersten Jahr ist alles neu, im zweiten Jahr wissen sie etwas Bescheid, im dritten Jahr geht alles schon einfacher und sie können Probleme selber lösen und im vierten und fünften Jahr klappt alles viel einfacher. Danach können die angehenden Trainer selbständig arbeiten und ihr eigenes Trainingsprogramm aufbauen.
Du wurdest als erste europäische Reining-Reiterin 1 Million Dollar Rider. Was hast du für weitere Ziele in deinem Leben? Der 1 Million Dollar-Rider Status war mir sehr wichtig. Ich setzte mir dieses Ziel schon ganz früh und brauchte dann auch sehr lange, um es mit viel Geduld zu erreichen. Als es soweit war, ist mir eine grosse «Last» von den Schultern gefallen. Es war für mich sehr befreiend, denn ich hatte in den zwei bis drei Jahren davor viel Energie verbraucht und viel Druck gespürt. Ich mache zwar noch immer genau das gleiche wie zuvor, aber jetzt ist alles viel lockerer. Ich suche mir schöne Shows aus. Ich will noch immer Futurity’s und Derby’s gewinnen. Ich möchte sehr gerne nochmals in den USA Showen – mit einem Pferd, das ich in Europa geritten habe um es dann in den USA, zum Beispiel an der NRBC, zu zeigen. Ich würde auch sehr gerne nochmals in Las Vegas Showen. Ich werde weiterhin junge Pferde ausbilden, bis sie fertig trainiert sind. Das bereitet mir am meisten Spass!
Was hast du für Tipps wie diese Ziele erreicht werden können? Showen, Erfahrungen sammeln und ganz wichtig, viel Geduld haben! Es dauert in Europa relativ lange, weil die Shows kleiner sind und man an einer Show nicht so viel Geld gewinnen kann. Daher muss man auf viele unterschiedliche Turniere gehen. Wichtig ist, dass man sich am Anfang nicht zu fest darauf versteift, ansonsten macht man sich verrückt. Es braucht Zeit und Geduld. Man muss zwar nicht immer gewinnen, aber man muss dranbleiben und schauen, dass man immer mit drei Pferden im Finale sein und in die Top 5 reiten kann. Es ist besser konstant gut zu reiten, als einmal zu gewinnen und dann wieder nicht ins Finale zu kommen.
Foto: Andrea Bonaga
Wie viel Mal pro Woche trainierst du die Manöver? Das hängt sehr vom Pferd ab. Ich habe Pferde, die «drehe» ich einmal die Woche und arbeite drei bis vier Mal pro Woche am Stopp (nicht am Stopp an sich, aber am Rundown), dass sie besser gerade laufen. Dann gibt es Pferde, die stoppe ich nur einmal die Woche und arbeite mehr am Spin, weil sie dort mehr Schwierigkeiten haben. Im Allgemeinen versuche ich, mir immer genügend Zeit fürs Aufzuwärmen zu nehmen und arbeite dann an der Galoppade und an den Galoppwechsel. Danach arbeite ich entweder am Spin oder am Stopp, aber trainiere nicht intensiv an beiden Manövern an einem Tag. Und wenn ein Pferd schon weit ausgebildet ist, mache ich am Montag nur Galopparbeit, Wechsel und gerade Linien, am Dienstag drehen, Mittwoch wieder Galopp, gerade Linien, Wechsel. Donnerstag Stopps und am Freitag nochmals gerade Linien im Galopp und Wechsel. Ich mache täglich Galoppwechsel mit meinen Pferden, weil es für mich wichtig ist, täglich am Körper des Pferdes zu arbeiten und die Galoppade zu trainieren. Die Manöver versuche ich so wenig wie möglich zu trainieren.
Was macht du mit deinen jungen und fertig ausgebildeten Pferden über den Winter? Ich gebe meinen Pferden während des Jahres immer wieder ein bis zwei Wochen Pause, während dem Winter bekommen sie vier bis sechs Wochen – im Dezember und Januar, wo es ruhiger ist. Pferde sind wie Kinder. Junge Pferde und Kinder kann man gut vergleichen. Kinder brauchen auch immer wieder nach ein paar Wochen Schule ein bis zwei Wochen frei. Dann wird wieder vier bis sechs Wochen gearbeitet, dann wieder einen «Break». Während der Showsaison ist das nicht immer möglich. Dennoch versuche ich einem Pferd nach vier bis sechs Wochen Training, wieder eine Pause von ein bis zwei Wochen zu geben. Ich würde nie ein Pferd ein halbes Jahr während fünf Tagen pro Woche trainieren, ohne ihm eine Pause von ein bis zwei Wochen zu geben. Ich bin überzeugt, dass es für Pferde sehr wichtig ist, zwischen der Showsaison gar nichts machen zu müssen. Sie werden während dieser Zeit auch nicht longiert. Wichtig ist es, dass sie eine Beschäftigung haben und so viel wie möglich raus können. Was für mich auch wichtig ist, ist dass sie mit Artgenossen rausgehen können. Dass sie für sechs Wochen einfach «Pferd» sein dürfen, ohne dass wir mit ihnen etwas machen. Wir nehmen ihnen (wenn möglich) die Eisen ab und Decken sie auch nicht ein. Wenn sie Ende Januar wieder aufgebaut werden, kommen die Eisen wieder rauf und sie werden geschoren und eingedeckt. Man merkt dann auch, dass die Pferde wieder richtig motiviert arbeiten und glücklich sind, wenn sie geputzt und verwöhnt werden. Das mache ich sowohl mit meinen jungen wie auch mit meinen fertig ausgebildeten Pferden. Wenn die Pferde Talent haben und man während dem Jahr konstant mit ihnen arbeitet, ist das gut möglich.
Wie hältst du deine Pferde motiviert? Die Motivation der Pferde liegt in den Ferienwochen. Nach einer Show bekommen meine Pferde immer eine Woche Pause. Auch während dem letzten Jahr, wo nicht viele Shows stattgefunden haben, bekamen die Pferde nach vier bis sechs Wochen immer wieder ein bis zwei Wochen Pause. Wichtig während der Pause ist, dass sie viel zusammen rauskommen und einfach «Pferd» sein können. Mit Hengsten ist das nicht möglich, doch alle Stuten und Wallache sind in 2er bis 4er Gruppen draussen. Was auch eine schöne Abwechslung für Pferde sein kann, ist das Ausreiten oder auf einem Aussenplatz zu reiten. Während meiner langjährigen Erfahrung hat sich gezeigt, dass das beste Resultat erzielt wird, wenn die Pferde während der Pause weder geritten noch longiert werden. Zum Beispiel am Morgen um 8 Uhr raus und um 18 Uhr wieder rein. Und für mich ist es das Beste, wenn sie zusammen auf die Weide gehen können!
Wie hältst du deine Show-Pferde fit? So viel wie möglich raus, damit sie nie lange stehen. Während der Wintersaison vier Tage die Woche einfach Galopp-Arbeit, bevor sie dann sechs Wochen Pause haben. Nach der Pause beginnen wir mit dem Konditionstraining und anschliessend arbeiten wir wieder an den Manövern. Bei meinen Showpferden beginne ich nicht mehr als drei Wochen vor einer Show mit dem Manövertraining. Ich, als Trainerin, habe immer Pferde zu reiten, auch wenn einige gerade Pause haben. Die Schwierigkeit bei den Non Pros ist häufig, dass sie nur ein Pferd haben und sie ihr Hobby das ganze Jahr ausüben wollen. Deshalb werden die Pferde immer geritten und bekommen zu wenig Pause. Dies wäre aber für ihre physische und psychische Gesundheit sehr wichtig. Non Pros sollten mehr darauf achten, dass sie ihren Pferden mehr Pausen geben, auch wenn der Reiter dann aufs Reiten verzichten muss. Pferde brauchen Ferien wie wir – auch wenn wir «nur ein bisschen Reiten» würden. Die Pferde müssen dennoch aufpassen und aufmerksam sein. Wenn man auch «nur ein bisschen Reitet» ist dies fast noch schlimmer, als wenn man ihnen keine Pause gibt. Denn man ist dann nicht konsequent und man sollte als Reiter immer konsequent sein. Ansonsten ist man dem Pferd gegenüber nicht fair. Als Non Pro Reiter sollte man seinem Showpferd über den Winter vier Wochen Pause, oder zweimal im Jahr zwei Wochen Pause geben um es motiviert zu halten. Ein Pferd sollte genau so viel Ferien haben, wie sein Reiter.
Foto: Andrea Bonaga
Auf was soll ein Non Pro achten, wenn er sich einen Reiner kaufen möchte? Wichtig ist sicherlich, dass darauf geachtet wird, wie die Pferde gehalten werden – wie geht es ihm mental? Non Pros suchen sich häufig ein fertig ausgebildetes Pferd. Obwohl meiner Meinung nach es manchmal besser wäre, wenn die Pferde noch nicht so gut ausgebildet, dafür aber im Kopf frischer sind. Wenn ein Pferd gekauft wird ist es für mich wichtig, dass darauf geschaut wird was es für einen Show-Record hat. Wie häufig wurde es geshowed? Wie ist das Pferd mental? Manchmal ist man als Non Pro besser «bedient» mit einem Pferd, das etwas weniger Training hat. Es bringt nicht viel, wenn ein Pferd super stoppt und dreht, aber keine Lust an der Arbeit hat.
Vielen herzlichen Dank Cira für das Interview und für die Zeit, die du dir dafür genommen hast!
Foto: Andrea Bonaga
Interview: Sabrina Gujer – NRHA Communication & PR Fotos: Andrea Bonaga